Femmage

für Frau Mann zum Geburtstag

Frau Mann hat Geburtstag. Aber wer ist Frau Mann? Diese Frage haben sich sicherlich schon viele HörerInnen ihrer Radiosendungen gestellt.

Facettenreich pendelt sie hin und her zwischen den Stilen, den guten Tönen der einzelnen Kategorien und Schubladen. Ist also schwer fassbar, wie es sich für eine veritable feministische Hexe gehört; immer auf ihrem Besenstil unterwegs zwischen den Welten und selten länger verweilend an einem Ort. Frau Mann ist Nomadin – eine Nomadin im Geiste.

Und wie die freiheitsliebenden NomadInnen es stets schon verstanden, bei ihren der Agrikultur verschriebenen NachbarInnen Argwohn zu erregen – Neid, Wut, Angst und explosive Gefühle zu erwecken, so versteht es auch Frau Mann bestens, mit Wortpfeilen auf der Klaviatur der herausfordernden, provozierenden Emotionen zu spielen. Immer mit einem selbstironischen Augenzwinkern und bemüht um eine offene, kämpferische Kommunikation, um eine direkte, authentische Konfrontation. Etwas, das von ihren Ackerbau betreibenden Mitmenschen selten verstanden wird. Hierzulande wittern viele in einem solchen Kampftanz böswillige Machtallüren und zeigen kein Gespür für spielerisch-akrobatische Drahtseilakte.

Eine Kommunikation auf der Basis von Humor, Selbstironie oder unter den Fassadenkult reichender Satire hatte in Deutschland wohl noch nie Hochkonjunktur. Und gerade deshalb hoffe ich von Herzen, dass Frau Mann auch im neuen Lebensjahr sich selbst treu bleiben wird und ihre herausfordernde, eroberungslustige Seite nach außen kehrt.

Reibung erzeugt Spannung, Spannung erzeugt Bewegung und Intensität. Ich wünsche mir und uns noch viele Radiosendungen, die den unverwechselbaren, originellen Stempel von Frau Manns eigenwilliger Persönlichkeit tragen.

Ida Tschichoflos
Tübingen, 10. Februar 2001